KAPITEL II - KNOPP DANEM IS A BEIM NOCHBOAN - DRITTER AKT

Was bisher geschah 


Dritter Akt 
Von Manuel Ortner

Ah, Herr Gemeinderot. Guad‘n Morg‘n!“
„Morg’n, Frau Lunte.“
„Wo geht's denn so zielstrebig hi?“
„I hob' an Termin. Sie wissen eh, des Amt schloft nie!“
„Um wos geht's denn leicht, wenn i frog'n derf?“
„Wegan Umzug moang beim Rösserfest, aba i hob leider ka Zeit, i bin scho spät dran.“
„Na, Entschuidign’s. I wollt sie net aufhoid’n. I muas eh wieda Unkraut zupf’n.“
„Tuan’s net, Frau Lunte. Ah, i siach scho da Löwnzoh is zum Zupf’n. Des muas ma imma fria gnua moch'n hot mei Muatta scho gsogt.“
„Jo jo, Herr Gemeinderot. Sie wiss’n eh wie’s is, es gibt jo imma wos zum doa im Goad’n. Owa ois derf ma a net weg geb'n. Do san a guade Kräutl dabei für a guade Supp’n!“
„Danke für den Tipp. Owa jetzt muas i wirkli weita. Wir treffen uns jo bestimmt de Tog moi wieda. Wiedaschau’n, Frau Lunte.“
„Auf Wiedaschau’n, Herr Gemeinderot!“

Er war froh, eine Ausrede parat zu haben. Frau Lunte plaudert viel zu gern, er trifft sie beinahe täglich auf seinem Weg ins Gemeindeamt, der an ihrem Haus in der Sonnengasse vorbeiführt. Egal, um welche Uhrzeit er sich auf den Weg macht, sie ist da. Wie sie das schafft, ist ihm immer noch ein Rätsel. Am Ende der Gasse beginnt der kleine Fußweg in die Berggasse, dann war es nicht mehr weit bis zur Schenke, wo er vor fünf Minuten den Rösser Sepp hätte treffen sollen. Er hatte keine Zeit, die Aussicht zu genießen, das Wetter wäre heute perfekt dafür. Es versprach, ein herrlicher Frühsommertag zu werden, die Sonne stand tief und hüllte Berghofens Dächer in ein strahlendes goldenes Licht ein.

Er muss in die Schenke, der Sepp wartet. Es war ihm unangenehm, zu spät zu einem Termin zu kommen und er hasste es selbst, wenn er warten gelassen wurde. Der Marktplatz war heute hektischer denn je. Beim Fleischhacker wurde soeben die Bühne für das Rossfest abgeladen, am Bankparkplatz fanden sich bereits dutzende Pferdeanhänger ein und die Rösser für den Umzug standen schon in ihren improvisierten Stallungen parat. Weder die schmucken Fassaden der steinernen Markthäuser noch die aufwendig dekorierten Auslagen interessierten ihn jetzt. Wenn er jemanden trifft, nimmt er sich nur die Zeit für ein kurzes „Morg’n!“. Gleich war er da, untern den Arkadenbögen in der Mitte des hübschen Marktplatzes befand die Schenke vom Max. Er winkte noch jemandem auf der anderen Straßenseite zu, die Mühe seinen Kopf zu wenden macht er sich nicht. Er war da, trotz Rossfest war heute ungewöhnlich wenig los in seinem Stammbeisl.

„Morg’n Max, is da Sepp scho do?“
„Morg’n Karl. Na, er soit aber boid kuma. G'seng hob i erm scho. Er hot g'sogt, er muas no schnell wos ausmoch'n und kumt dann eh glei her.“
„Dann wort i hoit. Warum is'n heut nix los bei dir?“
„Ka Ohnung, letzt's Johr wor'n olle Tisch' besetzt!“
„Na guat, dann fang i da drüben an. Bring ma amoi a Bier bitte!“
„Kummt glei, huck' di amoi nieder, da Sepp is sicha glei do!“

Er setzte sich an einen leeren Tisch und nahm die aktuelle Ausgabe des Berspitzlers zur Hand. Die Berichte interessierten ihn noch nie, er blätterte die Zeitung immer nur durch und sah sich die Fotos an. Gesellschaftspflege nennt er das. Doch bevor er über die Titelseite hinauskam, wurde seine Aufmerksamkeit auf die Eingangstür gelenkt. Die Tür öffnete sich unter einem leisen Knarren und Franz trat ein. Er grüßte den Freund mit einem Wink und verfolgt ihn mit seinen Augen über den Rand des Blattes hinweg. Er kam geradewegs zu ihm an seinen Tisch.

„Servas Franz!“
„Seas Karl! Host gach a Minut’n für mi? Hintn?“
„Jo, sicha, aber net long. I hob an Termin, aber i muas eh schiffn!“

Ohne Worte zu wechseln begaben sich die beiden Gestalten zur Toilette der Schenke.

„Du... i kann's net glaub’n, wos I do dau hob!“    
„Pssst! Hoit de Gosch’n. Wos is, wenn uns wer hert?“
„I hoid des net aus. I muas in Insp...“
„Du muast in Falkner gor nix dazön. Oda mogst in Häf'n geh? Wegen dera Drecksau? Sie hätt' uns ois zerstört, de hot geh miassn!“
„I hob in Inspektor scho herumrenna g'seng, dort wos passiert is, beim Hochstond.“
„I kümmer mi scho drum. Geh' jetzt ham und denk' drüber noch, wos dadurch ois leichter worden is. Des hüft!“
„Jo eh, aber sie... s... wa... wa des net ondas a irgendwie ganga?“
„Hea auf zum rean! Des hot sei miassn.“
„Jo, owa...“
„I meld mi nu bei dir. Hüfst du moang a mit?“
„Jo, I richt' für's Fest her in da Frua.“
„I triff den Rösser Sepp jetzt eh nu wengan Umzug.“
„Jo, dem hüf i a moang.“
„Moch mas ondas, I klär heit no a poa Soch'n und komm' am Obend zu dir, do homa a Rua. Passt des?“
„Vo mia aus... bis dann.“
„Pfiat di. Und moch' da kane Suag'n.“

Franz verlässt die Toilette allein, um keinen Verdacht aufkommen zu lassen. Karl bleibt noch einige Minuten am Pissoar stehen und wartet. Erst als er sich die Hände wäscht, ist er sich sicher, dass niemand ihr Gespräch mitverfolgt hat. Er reisst sich zwei Blatt Papierhandtücher ab, trocknet seine Hände und wischt sich einmal von oben nach unten über das Gesicht. Die Handtücher landen im Müll, doch bevor er die Toilette verlässt, holt er sein neues Handy aus der Gesäßtasche und wählt eine ihm gut bekannte Nummer.

„Jo, wos gibt’s?“
„Da Franz wor grod bei mir. Der hot g'mant, er muas in Inspektor irgendwos sog’n. I fohr heit Obend zum Franz ham und sog erm nuamoi wos g'spüt wird.“
„Da Franz... diesa Depp... kümma di um erm! Den Falkner hob i im Griff, der mocht erstmoi kane Probleme. I hob erm scho gsogt, das er desmoi net da Richtige is. Und der mocht, wos i sog. Muas er jo.“
 „Guad, i überleg ma wos wengan Franz. Pfiat di, i meld' mi wieda.“



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